1. Welche Farbe für welchen Untergrund?
Je nachdem in welchem Zustand Ihre Wände sind, gestaltet sich der Neuanstrich leichter oder schwerer. Eine Sichtprüfung ergibt schnell, ob Putz, alte Farbe oder Tapete existiert: Bei Putzuntergründen müssen Sie unterscheiden, aus welchem Material er sich zusammensetzt. Reiner Zementputz lässt sich mit Dispersionsfarbe streichen. Kommt ein Kalkanteil dazu, wie oft bei Sanierungen, sind Kalk- oder Silikatfarben in Betracht zu ziehen.
Auch manche Altanstriche verhalten sich regelrecht „abweisend“ gegenüber neuen Farbschichten. Vor allem Kalk- sowie Leimfarben sind außer mit ihren neuen Pendants kaum überstreichbar. Wollen Sie diese Farben ersetzen, bürsten Sie alte Kalkfarbe kräftig ab und grundieren dann den Untergrund. Alte Leimfarbe waschen Sie hingegen mit Schwamm oder Quast ab beziehungsweise weichen diese ein und spachteln sie anschließend ab.
Festsitzende Tapetenbeläge ohne Schäden lassen sich prima mit Dispersionsfarben streichen. Ausnahmen sind Fototapeten, wegen ihrer extrem glatten Oberfläche; hier heißt es entweder kräftig aufrauen oder mithilfe von Wasserdampf abziehen. Gleiches gilt für stark strukturierte Tapeten, deren Profil sich nur schwer überdecken lässt.
Beachten Sie: Alte Kalkfarben erkennt man beim Darüberstreichen mit feuchten Fingern am leichten Abfärben in Verbindung mit dem Aufsaugen der Flüssigkeit. Leimfarben dagegen erzeugen bei dieser Probe eine Art „schleimige“ Schicht, da die Leimbindung durch das Wasser gelöst wird. Sind Sie unsicher, geben Sie ein paar Tropfen Salzsäure (aus der Apotheke) auf die Farbe – entsteht Schaum, ist sie kalkgebunden.
Als Wandfarben eignen sich generell Dispersionsfarben: Sie werden in unterschiedlichen Qualitäten und Glanzgraden angeboten. Außerdem sind sie alterungsbeständig, wenig rissanfällig, wasserdampfdurchlässig und unbegrenzt einfärbbar – auch sehr kräftige Farbtöne sind möglich. Eine Alternative für mineralische Untergründe ist Silikatfarbe, die sich durch Verkieselung fest mit diesen verbindet. Latexfarbe – als Sonderform der Dispersionsfarbe – ist in matter Ausführung meist auch mit anderen Sorten abdeckbar, bei glatten Latexoberflächen muss vorher angeschliffen werden. Dafür ist diese Anstrichart besonders abrieb- und wasserfest. Ein Spezialfall sind Kaseinfarben, sie bewähren sich auf Lehmputzen und sind heute meist mit Sojaeiweiß gebunden. Als wasserlösliche Naturfarben sind sie wie Kalk- und Lehmfarben ideal für ökologisches Bauen.
Damit Sie sich mehrmaliges streichen sparen und die Farbe nicht schon abfärbt, wenn Sie sich nur anlehnen, achten Sie auf die Euro-Norm (EN 13 300). Diese gibt unter anderem eine verbindliche Aussage über die Farbqualität: Je besser die Deckkraft der Farbe (Klasse 1 bis 4) und ihre Beständigkeit gegen Nassabrieb (Klasse 1 bis 5) desto kleiner die Zahl – wie bei Schulnoten (s. auch Tipp).
2. Untergrund vorbereiten
Nur ein glatter und trockener Untergrund ist streichfähig! Entfernen Sie also zunächst gegebenenfalls alte Farbschichten und lose Tapeten und bessern schadhafte Stellen mit Spachtelmasse aus: Tapeten am besten mit einer Stachelwalze perforieren, mit Tapetenlöser oder Spülmittel einweichen und abziehen. Alte Farbschichten je nach Art abwaschen, abbürsten beziehungsweise abspachteln.
Zur Vermeidung von Farbrändern an Lichtschaltern und Steckdosen, schrauben Sie die Abdeckungen bei ausgeschalteter Sicherung ab. So können Sie später bis zu den Rändern der Löcher streichen.
Glätten Sie anschließend den gereinigten Untergrund: Alte Klebereste oder sonstige Erhöhungen entfernen Sie mit der Schleifmaschine, Risse und Löcher im Putz füllen Sie mit geeigneter Spachtelmasse und lassen diese anschließend gut trocknen.
Wie Sie Risse und Löcher richtig verspachteln, erfahren Sie in folgenden BAUHAUS Ratgebern:
- zum Ratgeber Spachtelmassen – für glatte und perfekte Oberflächen
Anschließend tragen Sie bei Bedarf eine Grundierung auf, die das Saugverhalten des Untergrunds reguliert und für bessere Haftung und langsames Trocknen der neuen Schicht sorgt.
3. Richtig streichen
Kleben Sie zunächst mit Kreppband und gegebenenfalls Folie alles ab, was keine Farbe abbekommen soll (Fensterrahmen, Türen, Fußboden, etc.).
Beachten Sie: An Rändern Kreppband anbringen und mit weißer Farbe von der Gegenseite zutupfen, sodass keine Farbe darunterlaufen kann.
Nachdem Sie die Farbe zur Verteilung der Pigmente gut durchmischt haben, starten Sie mit dem Anstreichen: Für Ecken und sehr schmale Ränder verwenden Sie einen Pinsel in entsprechender Größe.
Die gut zugetupften Kreppkanten überstreichen Sie direkt mit einem Rundpinsel und verteilen anschließend die Farbe mit einem kleinen Roller. So gelingt der Übergang zur Fläche ohne Streifen.
Schmale Wandabschnitte (z. B. über dem Fenster) streichen Sie gleichmäßiger, wenn Sie anstatt eines großen Pinsels kleine Rollen verwenden. Auch für Ecken ist ein Pinsel dienlich – oder ein speziell geformter Eckenroller.
Beachten Sie: Das Malerkrepp abziehen, wenn es noch feucht ist.
Große Wandflächen streichen Sie mit einem Farbroller überlappend nass-in-nass, von einer Seite zur anderen im Ganzen durch (am besten am Fenster beginnen, für eine gleichmäßige Optik bei Tageslicht), um Ansätze zu vermeiden: Zwei, drei Bahnen von oben nach unten rollen, einmal zu jeder Seite quer darüber und dann noch einmal von oben nach unten.
Immer genug, aber nicht zu viel Farbe verwenden. Dann deckt sie gut, trocknet aber nicht zu schnell: Streichen Sie bei der Arbeit den Farbroller an einem Abstreifgitter ab.
Die Decke wegen möglicher Spritzer vor den Wänden streichen. Für die Decke benutzen Sie eine Teleskopstange: Das ermöglicht ein gleichmäßigeres und entspannteres Arbeiten als mit einer Leiter.
Farben und ihre Wirkung im Raum
Je nach Einsatz geben Farben Ihren Zimmern ein völlig anderes „Gesicht“: Ein ungünstiger Schnitt kann gemildert werden, die Proportionen verändern sich – scheinbar ...
-
Dunkle Stirn-/Rückwand
Der Raum wird gestaucht, wirkt kürzer. Ideal bei langen, engen Schlauchfluren.
-
Dunkle Wände, helle Decke
Macht große Zimmer enger, aber auch gemütlicher, und öffnet sie in die Höhe.
-
Helle Wände, dunkle Decke
Gibt kleinen Räumen mehr Weite und lenkt den Blick nach unten in den Raum.
-
Hell abgesetzte Decke
Ein Streifen im hellen Deckenton federt in kleineren Zimmern kräftige Wandfarben ab.
-
Senkrechte Farbstreifen
Der Raum wirkt höher, der Übergang zur hellen Decke ist weicher. Achtung: sehr dominant!
-
Wände und Decke hell
Mit lichten Tönen rundum vergrößern Sie Ihre Zimmer optisch in alle Dimensionen.