Wie kommt die Saat ins Tütchen?

Wer eine Tüte (Gemüse-) Saatgut im BAUHAUS Fachcentrum kauft, hält mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Produkt der Firma Bruno Nebelung aus Everswinkel in Westfalen in Händen.

Wir haben die Heimat des berühmten Kiepenkerls besucht und uns zeigen lassen, wie die Sämereien ins Tütchen kommen.


„Gemüsesamen können teurer sein als Gold“ sagt Michael Joachimsmeier, Produktionsleiter der Firma Bruno Nebelung, während er einen unscheinbaren, kleinen Jutesack mit Tomatensaat auf die Waage stellt. Darin ein gutes Pfund Tomatensamen, eine hochmoderne, gegen eine Vielzahl von Erkrankungen resistente, hybride Saat. Der Wert des Sacks liegt bei mehr als 10.000 Euro.

Die Samenkörner werden einzeln abgezählt, abgefüllt und verkauft. Der Besuch bei einem der größten Anbieter von Blumen- und Gemüsesaatgut sowie einer Vielzahl anderer, verwandter Produkte ist voller Überraschungen.

Das fängt schon bei der Fahrt auf das Firmengelände im westfälischen Everswinkel, 15 km östlich von Münster, an. Denn Felder voller Blumen und Gemüse gibt es trotz der dörflichen Umgebung hier nicht.

„Saatgut ist eine Ware, die weltweit gehandelt wird“ dämpft Key Account Manager Thorsten Schiller die Erwartungen der Besucher, „aber wir haben ein Testgelände mit unserem Qualitätsgarten im nahen Füchtorf, wo jede neue Saat unter Hobbygärtner-Bedingungen bis zu vier Jahre lang getestet wird, bevor sie unter unserer Marke in den Handel kommt.“


In der Firmenzentrale empfängt den Besucher eine einzigartige Mischung aus Hightech und klassischer Handarbeit, wie es sie so wahrscheinlich in Deutschland nicht noch einmal gibt. 200 Mitarbeiter sind hier damit beschäftigt, eine riesige Auswahl an Samen zu verarbeiten.

Das geht zum einen mit hochmodernen Maschinen oder eben auch ganz schlicht per Hand. „Es gibt Samen, wie die Studentenblume Tagetes, die sich jeder maschinellen Bearbeitung widersetzt“, sagt Produktionschef Joachimsmeier.

Dann sitzen Mitarbeiter, mitten in einem Park von Hightech-Maschinen, und wiegen konzentriert von Hand Samen ab und verpacken sie in die klassisch blauen Tüten.

Bei allen höherwertigen Saaten (also fast beim gesamten Kiepenkerl Portfolio) werden bei der Verarbeitung die Samenkörner immer einzeln abgezählt. Und das bei einer Ware, die regelmäßig nur Bruchteile von Millimetern groß ist.


Sehr stolz ist man in Everswinkel auch auf die Bio-Produkte. Die Verarbeitung der Bio-Saat wird genau von der Verarbeitung konventioneller Ware getrennt, abgeschlossene Räume, andere Maschinen – nichts bleibt dem Zufall überlassen.

Der gesamte Werdegang der Öko-Saat muss dabei genau dokumentiert werden. „Pflanzen aus Bio-Saatgut wachsen aber mindestens so gut wie unsere klassischen Saaten“ beruhigt Produktmanagerin Cordula Thies auf die Frage nach der Anfälligkeit von konventionellen Sorten.

Der berühmte Name Kiepenkerl stammt übrigens von den reisenden Kaufleuten, die nicht nur im Münsterland die Bauern jahrhundertelang mit Waren und eben auch Saatgut aus ihren großen Rucksäcken versorgten. In der knapp 100-jährigen Firmengeschichte von Bruno Nebelung ist der Name Kiepenkerl für viele Kunden ein Synonym für Saatgut geworden.


Über 60 verschiedene Sorten gibt es allein für Tomaten im Programm von Kiepenkerl. Insgesamt beinhaltet das Gesamtsortiment weit über 1.000 Sorten. Das riesige Produktprogramm bildet dabei sowohl die aktuelle Forschung als auch Traditionssorten und die Liebe zu historischen Pflanzen ab. „Wir sind eben Vollsortimenter“, sagt man in Everswinkel. Aber der Erfolg einer Warengruppe hat die Westfalen in den letzten Jahren dann doch völlig überwältigt: Saatgut für Blüh- und Bienenwiesen! „Wir haben inzwischen 72 Produkte allein für Bienen im Programm“ staunt Key Account Manager Thorsten Schiller immer noch über den eigenen Erfolg. Sie sind eben fleißig wie die sprichwörtlichen Bienen im Münsterland. Und wenn an einem Gemüse- oder Blumenbeet inmitten von Deutschland eine Samentüte aufgerissen wird, wird diese wahrscheinlich den Kiepenkerl auf dem Etikett haben. Und das mit gutem Grund.


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