Was genau macht eigentlich ein Imker?

Bevor der Honig im Glas landet, ist für den Imker einiges zu tun. Er sorgt dafür, dass die Bienen gesund durchs Jahr kommen. Dabei richtet er sich voll und ganz nach dem natürlichen Rhythmus der Tiere.

Wer Bienen schützt, erhält die Natur. Der Düsseldorfer Imker Frank Neuhaus hilft den Honigbienen durchs Jahr.


Hier stehen die Bienenvölker

Die Kolonien von Frank Neuhaus sind an drei Standorten in der Region Düsseldorf verteilt: Der erste ist in Unterrath auf einem verwunschenen Friedhof. Der zweite ist eine 324 Hektar große umzäunte Einöde bei Stürzelberg gegenüber von Düsseldorf-Benrath. Der dritte ist am Medienhafen, wo eine Firma einen Platz bereitstellt.

Die Bienen brauchen vor allem Ruhe und Schutz vor Wind. Für eine optimale Honigproduktion muss das Flugloch der Bienen freibleiben, daher hat ein idealer Standort keinen Fußgängerverkehr. „Wichtig ist, dass der Bereich abgeschieden und eingezäunt ist. Auf dem Friedhof in Unterrath sind die Bienen dem Publikum etwas zugänglicher, dort steht jetzt eine Bank, damit die Besucher nicht direkt an die Völker gehen“, erklärt Neuhaus.

Das Aufstellen auf Naturboden stellt die nächtliche Klimatisierung der Bienen sicher, da er Kälte und Feuchtigkeit abgibt. Außerdem benötigen die Bienen viel Tracht in der Nähe, also ausreichend Pflanzen und ungemähte Wiesen. „Das erfüllen alle drei Standorte. In Unterrath sind die Stadtgärten und der Parkgürtel. Bei Stürzelberg ist das große Naturschutzgebiet am Rheinbogen. Am Medienhafen sind die Rheinauen in der Nähe, auch ein Naturschutzgebiet, und viele Brombeerhecken.“

So fleißig sind die Bienen

Neuhaus erntet den Honig im Frühjahr und im Sommer, zusammen ergibt das pro Volk etwa 20 Kilogramm. Der Ertrag schwankt dabei je nach Witterung: „Dieses Jahr war die Frühjahrsernte mau, da der Mai sehr kalt war. Bis dahin hatten die Bienen fleißig Honig eingetragen, ihn im Mai aber selbst verwendet. Deswegen ist der Ertrag bei der jetzigen Frühjahrsernte etwas geringer.“

Ertrag je Bienenvolk in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2017 (in Kilogramm)

Quelle: https://de.statista.com/, Stand 11.06.2019

Die Leiden eines Jungimkers

Ein Bienenstich gehört zum Leben eines Jungimkers dazu. Das war bei Frank Neuhaus anfangs nicht anders. „Mit der Zeit werden es aber deutlich weniger Stiche und sie schwellen vor allem nicht mehr so stark an wie am Anfang. “

Zu Beginn seiner Imkerzeit ist Neuhaus beim Einsetzen der Bienenflucht der 20 kg schwere Honigraum verkantet und auf den ganzen Bienenkasten geschlagen. „Die Bienen kamen wegen der Erschütterung aus dem Stock herausgeschossen und haben mir die Hände und beide Augen zerstochen. Ich musste an diesem Tag noch auf eine Familienfeier und sah aus wie nach einem Boxkampf. “

Im Gedächtnis bleibt Neuhaus das erste Mal, als er einen Schwarm einfing. Drei Fahrten waren nötig, um in mehreren Schwüngen alle Bienen einzufangen. Erst spät abends erwischte er endlich die Königin. „Am Ende war meine Autobatterie leer, weil ich das Licht vom Auto zum Einfangen brauchte. Nachdem ich Starthilfe bekommen hatte, bin ich prompt rückwärts gegen einen Poller gefahren. Ein unvergessliches Erlebnis! “

Nach sechs Jahren Erfahrung mit den Bienen sitzen nun alle Handgriffe bei Neuhaus und er unterstützt als Bienensachverständiger mittlerweile andere Jungimker.


Im Rhythmus der Bienen

Der Alltag der Bienen prägt das Leben von Frank Neuhaus. Egal ob Sommer oder Winter, am Bienenstock gibt es immer etwas zu tun.

Die Hochsaison ist von März bis Ende Juli. „Dann sind die Bienen in Schwarmstimmung; wenn ich also nicht mindestens einmal pro Woche dort bin, verliere ich ein ganzes Volk“, erläutert Neuhaus.

Seinen Urlaub plant er außerhalb der Hochsaison. Auch sonst ist im Laufe des Jahres genug zu tun: „Wenn ich für 24 Völker die Rähmchen vorbereite, also pro Volk zehn bis 20 Rähmchen, sitze ich viele Abende daran. Und ich muss das ganze Jahr über die Natur beobachten. Zur Blütezeit von Weidenkätzchen und Kirsche kommen die Völker langsam in Stimmung. “

Ein wichtiger Faktor für Neuhaus, mit dem Imkern anzufangen, war der meditative Aspekt. Im Gegensatz zu anderen Hobbies, bei denen man auch mal abschalten kann, ist bei der Arbeit mit dem Bienenvolk volle Konzentration gefragt. „

Am Bienenstock gibt es nur die 30.000 Wesen und Dich. Du bist voll und ganz bei der Biene, musst jede einzelne beachten und alles um Dich herum wahrnehmen. Denn wenn nur ein einziges Tier gequetscht wird, geraten die anderen auch in Aufruhr“, sagt Neuhaus.


"Nur Imker haben das Fachwissen, um die Tiere vor dem Befall der Varroamilbe zu schützen und sie richtig zu versorgen."

Imker Frank Neuhaus


Bienen als Lehrmeister

Bienen als Lehrmeister Für Neuhaus ist die Arbeitsweise der Bienen auf das Berufsleben übertragbar: „Sie zeigen, dass man nur in der Gemeinschaft stark ist und am besten Stärken fördert, anstatt Schwächen zu beheben. “

Die Tiere durchlaufen in ihrem kurzen Dasein verschiedene Arbeitsstationen von der Brutpflege über die Reinigung bis zur Bewachung. „Sie bilden sich weiter und verharren nicht im Alten. Das lässt sich wunderbar auf unsere heutige Zeit übertragen. Man sollte sich immer weiterbilden, neue Dinge lernen und sich nicht verschließen. Das ist eine Maxime, nach der ich auch lebe. Ich liebe es, mich mit Menschen auszutauschen und von ihnen zu lernen. Denn miteinander geht alles besser als allein“, so Neuhaus.

Das gilt auch für die Symbiose zwischen dem Imker und seinen Bienen. Seine Völker überleben nur mit der Hilfe von Frank Neuhaus: „Nur Imker haben das Fachwissen, um die Tiere vor dem Befall der Varroamilbe zu schützen und sie richtig zu versorgen.“


Glossar

Bienenbeute: Die bei der Imkerei verwendete künstliche Behausung der Bienen. Eine bewohnte Bienenbeute heißt Bienenstock .

Bienenflucht: Einrichtung, um die Bienen vor der Honigernte aus dem Honigraum zu entfernen. Die Bienen können durch die Bienenflucht den Honigraum nur verlassen. Ein Zurück vom Brutraum in den Honigraum ist nicht möglich.

Flugloch: Ein- und Ausflugöffnung für die Bienen an der Vorderseite der Beute. Das Flugloch ist immer geöffnet.

Rähmchen: Rahmen aus Holz, den der Imker mit einer Mittelwand versehen in eine Bienenbeute einhängt. Die Verwendung von Rahmen ist die Voraussetzung, dass der Honig durch Schleudern geerntet werden kann.

Tracht: Das gesamte Angebot an Pollen, Nektar und Honigtau, das einem Bienenvolk zur Verfügung steht. Eine gute Tracht ist die Grundlage für eine reiche Honigernte.

Varroamilbe: Bienenschädling. Sie lebt als Parasit an Bienen, pflanzt sich fort und entwickelt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock.


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